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City-Managerin Muchomor tritt nach dem Skandal um ihren Sohn zurück (Foto: Plath/.rufo) | |
Dienstag, 07.08.2012
Kaliningrads City-Managerin tritt fehl und zurück
Kaliningrad. Swetlana Muchomor, neben Alexander Jaroschuk Bürgermeisterin von Kaliningrad, ist zurückgetreten. Sie zog damit die Konsequenzen aus dem Skandal um den kostenlosen Studienplatz ihres Sohnes an der Kant-Uni.
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Am Montag reichte City-Managerin Swetlana Muchomor ihren Rücktritt ein. OB Jaroschuk informierte darüber in einer online-Pressekonferenz: „Ich habe alle ihren Sohn betreffenden Dokumente geprüft, es sind keine Rechtsverstöße darin enthalten. Es gibt aber moralisch-ethische Normen, und da gibt es sicher Fehler. Darum habe ich den Rücktritt angenommen.“
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Stadt übernimmt Studiengebühren für Beamtensohn Swetlana Muchomor selbst wollte den Rücktritt und die Vorgänge um ihren Sohn nicht kommentieren.
Ins Rollen kam der Skandal, als in der vorigen Woche bekannt wurde, das Artjom Muchomor die Zulassung für ein Freistudium im Fach Management an der Kaliningrader Immanuel-Kant-Universität erhalten hat. Die Kosten übernimmt die Stadt – rund 30.000 Rubel (750 Euro) pro Semester. Das Delikate daran: Wer gratis studieren will, muss gut sein. In der so genannten EGE-Abiturprüfung, Basis für die Aufnahme an der Uni, müssen Bewerber für ein Studium auf Staatskosten mindestens 220 Bewertungspunkte erreichen. Muchomors Sohn schaffte nur 153 und blieb dabei vor allem in den Kernfächern Mathematik und Russisch deutlich unter dem Minimum.
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Auch das Renomee der Immanuel-Kant-Uni in Kaliningrad leidet unter dem Vergabe-Skandal (Foto: Plath/.rufo) | |
Am Aufnahmewettbewerb vorbei Dass er trotzdem studieren studieren darf, wurde möglich, weil die Stadtverwaltung mit der Kant-Universität eine „Zielvereinbarung“ geschlossen hat. Auf Basis dieses Vertrages, auf zwölf Jahre ausgelegt und abgesegnet vom Stadtbezirksrat, sollten in diesem Jahr bis zu 30 weitere Abiturienten am allgemeinen Aufnahme-Procedere vorbei an die Kaliningrader Hochschulen „entsandt“ werden. Die Stadt begründet diese Zielverträge damit, Berufsnachwuchs unter anderem für die Verwaltung und die Kaliningrader Schulen ausbilden zu wollen.
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Inzwischen kam heraus, dass auch andere Behörden solche „Zielstudenten“ wettbewerbswidrig an den Kant-Universität unterbringen – immatrikuliert wurden unter anderem acht Bewerber des Geheimdienstes FSB, der mehrere Soziologen und einen Designer für sich lassen ausbilden will, und fünf Abiturienten auf Rechnung der Kaliningrader Polizei. Auch die Technische Universität und andere Hochschulen Kaliningrads haben dem Vernehmen nach solche Kandidaten aufgenommen.
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Uni: Verträge ohne Einfluss auf Studium Die Kant-Universität bemüht sich um Schadensbegrenzung. Diese Zielvereinbarungen bedeuteten nur, dass die Abiturienten zum Studium zugelassen würden, regelten die Finanzierung aus den jeweiligen Budgets und griffen nicht in den Verlauf des eigentlichen Studiums ein, heißt es aus der Umgebung von Rektor Andrej Klemeschew. Die Organisationen und Behörden planten die von ihnen entsendeten Studenten in aller Regel nach erfolgreicher Beendigung des Studiums als Fachkräfte bei sich einzustellen.
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Fachkräfte? Wohl eher Tiefflieger, wenn die Aufnahmekriterien und Mindest-anforderungen für solche Vertragsstudenten so einfach zu umgehen sind wie der Fall Muchomor zeigt. Wenn Kant das wüsste, er würde sich wohl abwenden auf seinem Sockel vor der Universität.
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Uwe Niemeier 07.08.2012 - 13:38
... immer noch nichts gelernt ...
... haben anscheinend einige Prominente aus dem Kaliningrader gesellschaftlichen Leben. Gerade nach den Ereignissen des Jahres 2010, wo der Gouverneur G. Boos von einer Vielzahl Kaliningrader mit freifliegenden Mandarinen zum Rücktritt gezwungen wurde, muss doch nun jedem klar sein, dass in Kaliningrad eine besondere politische Stimmung herrscht und die Prominenten eine besondere Aufmerksamkeit geniessen. Die Wahlergebnisse waren deprimierend und die Partei «ER» mit ihren prominenten Mitgliedern steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Wann befleißigen sich nun endlich diese Leute moralisch mit gutem Beispiel voranzugehen? Wie lange will sich die Partei «ER» noch weiter von solchen Leuten ihr Image verderben lassen? Eine «Uborka» scheint längst überfällig – wenn ich mir einmal diese Meinung als Ausländer erlauben darf. Sowohl Frau Muchomor wie auch ihr Ehemann, der als Generaldirektor des städtischen Nahverkehrs tätig ist, gehören nicht zu den Ärmsten. Im Jahre 2011 haben beide 3,25 Mio Rubel verdient. Da hätte man die Kosten von 30.000 Rbl. je Semester auch durchaus aus eigener Tasche bezahlen können und damit viel Ärger vermieden. Nun ist die Karriere, der ansonsten fachlich wohl guten Bürgermeisterin, beendet, zum Vater wird man auch «schauen» und ob der Sohn ein vernünftiges Studienleben haben wird bleibt abzuwarten. Eigentlich sollte er dem Beispiel seiner Mutter folgen und mit seinem Image sich eine andere Universität suchen. Ab kommenden Studienjahr wehen dann schon andere Winde in Kaliningrad. Der Rektor der Kant-Universität hat gestern bereits verkündet, dass das System der Studiendelegierungen nicht mehr fortgesetzt wird. Alle haben sich den gleichen Bedingungen zu unterwerfen.
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