So soll die Baltika-Arena einmal aussehen (Foto: Mostowik)
Donnerstag, 17.04.2014
Kaliningrad opfert für Fußball-WM 2018 Grünflächen
Kaliningrad. Der Euphorie über Kaliningrads Wahl zum Austragungsort der Fußball-WM folgt die Ernüchterung. Die Investoren bleiben aus. Um überhaupt Interesse zu wecken, muss die Stadtverwaltung die besten Parks opfern.
Fußball wird bekanntlich auf dem grünen Rasen gespielt. Doch in Kaliningrad dürften einige Grünflächen wegen König Fußball verschwinden. Sie müssen für Infrastrukturprojekte der WM Platz machen.
Stadion für 45.000 Zuschauer
Im Sommer soll der Bau der Baltika-Arena, eines zweisöckigen Stadions im Stile der Münchner Allianz Arena, beginnen. Das 45.000 Zuschauer fassende Stadion liegt auf der Oktober-Insel mit Blick auf den Kaliningrader Dom.
Kritik am Bauort blieb nicht aus. Der Grund ist morastig. Alexander Pjatikop, Abgeordneter der Stadtbezirksversammlung erinnerte daran, dass an der auf der Insel gelegenen Oktober-Str. schon einmal Mieter umgesiedelt werden mussten, weil Häuser einsackten. Am Ende setzten sich die Befürworter allerdings durch. Durch die Befestigung des Bodens sind die Planungskosten (vor der Rubelabwertung von 1:40 auf 1:50 gegenüber dem Euro) auf elf Milliarden Rubel gestiegen.
Hotel-Investoren gesucht
Doch mit dem Stadion ist es nicht getan: Die Stadt ist händeringend auf der Suche nach Investoren für Hotels. Nach Vereinbarung mit der FIFA muss Kaliningrad noch mindestens vier Viersterne-Hotels und ein Fünfsterne-Hotel errichten.
Der Andrang der Hotelketten auf Kaliningrad ist gering. Den Versprechungen der Beamten, das ehemalige Königsberg in ein Touristen-Mekka zu verwandeln, schenken die Hoteliers wenig Glauben. Bislang ist die Stadt von den sieben Millionen Urlaubern, die jährlich kommen sollen, weit entfernt. Die Ukraine-Krise tut ihr übriges, um mögliche Investoren abzuschrecken.
Erste Bewegung bei Viersterne-Hotels
Immerhin für die Viersterne-Hotels scheint es eine Lösung zu geben: „Zwei werden sicher gebaut und für zwei gibt es vorläufige Vereinbarungen“, verriet Bürgermeister Alexander Jaroschuk dem Regionalportal Kaliningrad.ru.
Seinen Angaben nach sind Grundstücke dafür am Obersee, im Fischdorf und im Park gegenüber der Staatsanwaltschaft vorgesehen; alles beliebte Naherholungsgebiete für die Kaliningrader.
Luxus-Hotels haben kein Interesse
Schwieriger ist es mit dem Fünfsterne-Hotel. Renommierte Ketten wie Hilton, Ritz oder Kempinski zeigen kein Interesse. Lediglich eine türkische Firma soll eine lose Anfrage gestartet haben. „Wir haben ein Grundstück im Fischdorf vorgeschlagen, aber dort sind Investoren nur bereit, Viersterne-Hotels zu bauen. Andere Angebote gibt es nicht, aber die Zeit läuft uns davon und ohne Fünfsterne-Hotel können wir das Dokument zur Einsatzbereitschaft der Stadt für die Fußball-WM nicht unterzeichnen“, klagte Jaroschuk.
Der Bürgermeister ist daher bereit, auch andere Parks aufzugeben, um Investoren zu überzeugen. „Wir werden versuchen, die Grünzonen so gut es geht, zu erhalten, aber irgendwas müssen wir opfern. Anders lösen wir die Aufgabe nicht“, stimmt Jaroschuk die Kaliningrader schon einmal darauf ein.
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