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Viel Wasser, kaum Boote: das Kurische Haff auf russischer Seite (Foto: Plath/.rufo) | |
Montag, 10.12.2007
Kaliningrad: Haff für Schiffsverkehr geöffnet
Kaliningrad. Mit der Yacht aus Deutschland nach Tilsit? Sollte künftig kein Problem mehr sein. Das russische Hoheitsgebiet des Kurischen Haffs und der Memel werden für ausländische Schiffe und Sportboote geöffnet.
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Eine entsprechende Vereinbarung wurde in der vorigen Woche im Rahmen der 5. Sitzung der russisch-litauischen Regierungskommission unterzeichnet. Sie sei ein großer Schritt nach vorn in den Beziehungen beider Länder und ein Durchbruch vor allem für die regionale Zusammenarbeit von Litauen und dem Gebiet Kaliningrad, betonten Russlands Transportminister Igor Lewitin und der litauische Außenminister Petras Vaitiekunas in einer gemeinsamen Erklärung.
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Bisher durften im südlichen, zu Kaliningrad gehörenden Teil des Kurischen Haffs und auf der russischen Stromhälfte des Neman (dt.: die Memel) längs des Kaliningrader Gebietes bis zur Mündung in das Haff nur Wasserfahrzeuge unter russischer Flagge fahren.
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Diese Verordnung brachte den binnenseitigen grenzüberschreitenden Schiffsverkehr zwischen der russischen Exklave und Litauen in den letzten Jahren quasi zum Erliegen - was nicht nur die Frachtverkehre auf der Memel, sondern vor allem auch die Entwicklung des ostseeweit boomenden Bootstourismus blockierte.
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Halblegale Ausflugstouren Darum gab es seit längerem regionale Bemühungen, hier eine Öffnung durchzusetzen. In den 1990er Jahren existierten eine Weile halblegale, von den Grenzbehörden stillschweigend geduldete Schiffstouren mit Tragflächenbooten von Sowjetsk (Tilsit) über die Memel und das Haff nach Nida (Nidden), dem litauischen Ferien-Mekka auf der Kurischen Nehrung. Bei diesen touristischen Tagesausflügen standen Schiffsführer und Veranstalter mit einem Bein im Gefängnis, denn offiziell durfte es solche Passagen gar nicht geben.
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Darum war seit langem klar: eine wirkliche Lösung dieses Problems konnte nur auf Regierungsebene, also zwischen Moskau und Vilnius, erzielt werden.
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Das ist nun geschehen. "Es war eine kolossale Arbeit auf beiden Seiten und auf allen Behördenebenen, von den Kommunen bis hoch zur Regierung", sagt Silvia Gurowa, die Chefin der Internationalen Abteilung der Kaliningrader Regionalregierung.
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Für sie ist damit der entscheidende Schritt vollzogen für den Ausbau der Beziehungen zwischen dem Gebiet Kaliningrad und Grenzregionen Litauens: "Die Einigung in Fragen des Schiffsverkehrs ist ein neuer Impuls, mit unseren Nachbarn zusammenzuarbeiten in Bereichen, die für beide Seiten von Interesse sind. Ich denke dabei vor allem an das Potenzial des Wassertourismus."
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... und der Yachthafen Nida auf dem litauischen Teil der Kurischen Nehrung: Für Segelyachten bislang Endstation: das litauische Nida. (Foto: Plath/.rufo) | |
Durchbruch für Yachtmarina-Projekte? Schon im kommenden Jahr sollen Ausflugsschiffe und Sportboote die Binnengewässer des Kaliningrader Gebietes von der litauischen Seite her anlaufen können. Geplant ist unter anderem ein wasserseitiger Grenzübergang auf dem Kurischen Haff zwischen den Nehrungsorten Nida und Rybatschi (Rossitten).
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Auf russischer Seite hängen mehrere Projekte geplanter Sportboot-Marinas, so in Rybatschi, Selenogradsk (Cranz) und Polessk (Labiau) davon ab, dass sie für internationalen Bootstourismus erreichbar sind.
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Bisher stand dem die Grenze als eiserner Vorhang auf dem Wasser im Weg. Als ein deutscher Yachtsegler, gebürtiger Tilsiter, vor drei Jahren von Bremen aus auf eigenem Kiel seine Vaterstadt besuchen wollte, war für ihn die Segelreise in Litauen zu Ende.
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Weiter ging es nur auf dem Landweg - trotz persönlicher Einladung der Stadtpräsidentin aus dem heutigen Sowjetsk. Nun können es der Skipper und seine Yacht "Alparena" ja noch einmal versuchen. Der Wasserweg nach Tilsit ist frei.
(Thoralf Plath/tp/.rufo/ Kaliningrad)
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